Montag, 24. Februar 2014

Korsika Tag 5


Das war also Sole e Vista. Heute lass ich es ruhiger angehe und frühstücke erst mal in Ruhe in Porto.
Den Ort habe ich gestern Abend ja nur im Dunkeln wahrgenommen. Jetzt ist alles hell, sonnig, leer, freundlich. Beim Kaffee studiere ich die Karte und den Reiseführer.



Heute fahre ich wieder durch die Spelunca-Schlucht. In der anderen Richtung als gestern am späten Nachmittag. Langsam tuckernd nehme ich die Variante über Ota. Ein schöner, beschaulicher Ort. Sicher auch eine gute Basis für einen Wanderurlaub hier in der Region. Ein Stück hinterm Ort führt eine Brücke über den Fluß. Von hier ist der Wanderweg in die Schlucht ausgeschildert. Auf der Brücke sitzend genieße ich die Sonne und schaue zu, wie einige Wanderer ihre Tour starten.



Weiter über das kleine Sträßchen erreiche ich bald wieder die D84. Heute nehme ich mir mehr Zeit für die Aussicht in der Schlucht.



Evisa lädt mich zu einem zweiten Kaffee ein. Zeit, um in Ruhe die Karte zu studieren und ohne Hektik eine Idee vom Tag zu bekommen. Grobe Richtung: Sagone, am Meer. Unterwegs an einem Abzweig entscheide ich mich für einen Abstecher. Schilder gibt es nicht aber die Straßenführung auf dem Navi sieht verlockend aus.




Über kleinste Sträßchen und winzige Dörfer lande ich mittags in Vico. Ein beschauliches Örtchen aber mit Restaurant „A Plazza“. Perfekt.

  
Abends auf dem Camping Benista gibt es dafür nur ein verschlossenes Restaurant. Off-season hat auch seine Grenzen.



Der nächste Ort hat mir bei der Durchfahrt überhaupt nicht gefallen und mit dem Motorrad will ich nicht mehr los. Also gibt es nur Reste und dann ab in den Schlafsack. Zur Aufheiterung nehme ich mir vor, morgen einen zweiten Kaffee in Ajaccio zu trinken.



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Montag, 10. Februar 2014

Korsika Tag 4



Kurz vor acht sitze ich beim zweiten Kaffee. Reiseziel für heute: Evisa, mit der Option, weiter nach Porto zu fahren. Es scheint ein klarer Tag zu werden. Heute Nacht habe ich mich gefragt, woher all die Geräusche kommen. Ein Sturm? Das Zelt hat sich nicht groß bewegt; aufgrund der geschützten Lage hinter dem Bahndamm werden das wohl die Bäume gewesen sein. Oder einfach nur die ungewohnte Übernachtung im Zelt?


Voller gespannter Erwartungen biege ich von der Küstenstraße ins Hinterland. Genialster Asphalt lässt mich fast schon übermütig werden. Die zwei Sportwagen, die mich zwischendurch überholen, lasse ich besser ziehen. In Belgodère brauche ich erst mal eine Pause. Mir ist die Textilkombi zu warm und ich will den Gore-Innenanzug rausnehmen. Nur: wie macht man das auf einem mittelmäßig belebten Platz mitten im Ort ohne dass man in Unterhose stehend auffällig werden will? Ich lass es dann einfach… Später wird es dann wieder passen aber letztendlich ist es ein ständiges hin und her.

Mit dem Begriff „atmungsaktiv“ haben die Marketingabteilungen einen genialen Coup gelandet. Da schwitzt man wie Hulle und bekommt das auch noch als besonderes Leistungsmerkmal verkauft. 

Gore auf der Haut ist mir eindeutig zu schweißtreibend und ganz ohne wird es mir zu kalt. Auf Dauer brauch ich eine Innenhose für (mittel) warmes Wetter anstelle des Regeninnenanzugs. Im Moment reicht es aber, einfach nicht stehen zu bleiben. 



Nicht stehen bleiben fällt mir bei der Landschaft aber reichlich schwer. Ich erwisch mich bei dem ein- oder anderen Jubelschrei unterm Helm. 


Als Ziel habe ich heute zwar Evisa aber gleichzeitig brenne ich darauf, jeder gekrümmten Linie auf der Karte zu folgen. Und davon gibt es hier einige…Auf keinen Fall auslassen werd ich das Asco-Tal das rechter Hand abgeht. Zunächst relativ breit geht es durch eine liebliche Landschaft die bald unmerklich ansteigt und immer näher an die Straße rückt. 



Rauschhafter Kurvenswing bis ich irgendwann unbedingt was essen muss bevor ich ganz unterzuckere. Ein wunderbares Restaurant, kaum Betrieb, ein Platz in der Sonne. Perfekt.


Die tolle Strecke koste ich aus bis zum Ende des Tals. Ein Parkplatz, ein Restaurant. Mein Wanderführer empfiehlt hier in der Gegend einige Wanderungen; das Wetter wäre heute genial aber ich bin noch lange nicht satt gefahren. Also drehe ich direkt wieder um und nehme das ganze Tal noch einmal in die andere Richtung. 



Die N193 ist danach schon fast ein fahrtechnischer Kulturschock. Schnell tanken und dann über einige Hinterhöfe ins Golo Tal. 


Scaladi Santa Regina. Alleine für den Klang des Namens hat die Schlucht einen Preis verdient. Mein Modus ist nur: aufsaugen und mitnehmen. Am Abend werde ich das Gefühl haben, schwindelig gefahren zu sein. 


Evisa erweist sich leider als Zeltplatz-frei. Korrigiere: Zeltplatz geschlossen. Ein ruhiger, authentischer Bergort. Ja, Bergort. Bis auf 1400m ging es auf der Strecke sodass ich über den Innenanzug doch froh bin. Für die weitere Fahrt bin ich fast schon zu erschossen. Ein Zimmer sollte sich hier doch finden lassen? Dann gebe ich aber doch wieder Gas und starte weiter Richtung Porto. 
 

Camping Sole e Vista erreiche ich gegen 18:00. Dass ich völlig erschöpft bin merke ich auch an der Sackgasse in der ich lande und die ich schon für die Zufahrt zum Zeltplatz hielt. Der Zeltplatz ist ziemlich leer und liegt ein Stück außerhalb von Porto. Wo und wie weit der Ort weg ist kann ich nur von der Karte erahnen; eine „Ortsrunde“ habe ich nicht mehr gemacht da ich noch vor der Dämmerung mein Zelt aufbauen will. Platz hab ich genug. Mitcamper kochen außerhalb meiner Rufweite vor dem Zelt ihre Suppe. Der Platz ist dicht bewachsen. Das ist im Sommer sicher ein genialer Schutz vor der Sonne. Jetzt fehlt jeder Bezug zur Umwelt. Man könnte auch in einem Dickicht in Castrop-Rauxel sitzen. Sehr zwiespältig. Zu schnell hier angekommen. Auch die Spelunca-Schlucht hab ich noch nicht richtig verdaut. So viele Eindrücke. Wechselnde Landschaften, ständig neue Sichten. 


Der Fußweg nach Porto schon im Dunkeln holt mich wieder zurück. Der Weg ist länger als ich dachte; wahrscheinlich treibt mich auch der Hunger an. Das Bier und eine Pizza mit Blick auf die Bucht versöhnen mich. Abends schlafe ich erschöpft und erfüllt in meinem Schlafsack ein. 
 


Freitag, 7. Februar 2014

Korsika Tag 3



Wo ist der Eingang zum Parkdeck 3A? Dort steht die GS und da will ich jetzt hin um möglichst schnell auf die Insel zu kommen.



Geschlafen hab ich gut. Auf der Isomatte im Pullmann-Bereich. Wie das im Sommer ist will ich mir nicht vorstellen. Jetzt hatte ich Platz ohne Ende. Die Herrentoilette war für mich, die  Damentoilette auf der anderen Seite des Raumes für die vier jungen Leute die ebenfalls ohne Kabine auskommen. Morgens in der Kaffeeschlange höre ich eine „Biker-Gruppe“ übers schnarchen frotzeln. Zu viert in einer Kabine. Da hatte ich es doch vortrefflicher. 
Parkdeck 3A und meine GS finde ich ganz entspannt. Das Parkdeck ist ziemlich leer sodass ich schnell draußen bin. Richtig angezogen bin ich noch nicht da ich endlich Land sehen will. 


 
Die frische Morgenluft und die ersten Eindrücke aufnehmend tucker ich langsam durch L'Île-Rousse. Der große Platz unter den Platanen lädt mich zu einem ersten Café crème und Schokocroissant ein.


Meinen Zeltplatz finde ich am Eingang von Algajola beim „Campingde la Plage“. 

Man, ist das leer hier. Wie bestellt kommt der Mai Regen dann auch gerade in dem Moment, als alles im Zelt verstaut ist. So trinke ich meinen ersten Camping-Kaffee im Zelt. Den Tropfen lauschend nutze ich die Stunde um zu relaxen. 

Ein weiteres Fazit: Bei Regen bleibt ein Zelt in dieser Form nur mit geschlossenem Außenzelt innen trocken. Das gefällt mir nicht so gut.





Anschließend hält es mich nicht mehr.
Ohne Gepäck geht es fast 100km durch die Dörfer der Balangne. Niemand unterwegs, kleinste Straßen mit Schlaglöchern, Nebel mit Sichtweise null, Dörfer, die plötzlich durch den aufreißenden Nebel auftauchen. 






Und dann sitze ich wieder unter den Platanen. Sonne, quirliges Leben, Strand. Bin ich tatsächlich heute Morgen von der Fähre gegangen? Abends Sonnenuntergang am Strand, Wind, Sand, Rotwein. Welch ein ausgefüllter Tag.

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Donnerstag, 6. Februar 2014

Korsika Tag 2



Es ist 6:15. Der Zug steht im Bahnhof von Chiasso. Ich habs gut getroffen. Ein angenehmer Abend in netter Gesellschaft. Gespräche über Motorradurlaube, die aktuellen Ziele. Chopperfahrer, Tourer und auch mich vereint die Freude am Reisen. Die Nacht im Zug war durchaus o.k. aber schlafen kann ich jetzt nicht mehr, mich treibt es aus dem Abteil. Hallo, fahrt jetzt weiter…


Später dann lerne ich Maria in Alessandria kennen. Eine Macht an der Rampe des Reisezuges. Mit energischer Stimme und großen Gesten gibt sie Verhaltensregel für die Ausfahrt. „Top Level first“. Genial. 


Kurz vor elf ist dann alles ausgeladen, die GS bereit. Kurzes verabschieden, ich brenne darauf, loszukommen. Erstaunlich, aber die ersten Kilometer aus Alessandria raus sind mir von Street View bekannt. 


In Alba finde ich dann meinen ersten Espresso. Das Bild hatte sich mir genauso im Kopf festgesetzt. Ein Platz, quirlige Jugendliche, draußen sitzen in der wärmenden Sonne. 





Am Colle del Tenda nehme ich die Galleria. Später lese ich, dass es auch eine tolle Passstraße gibt aber das würde heute zu viel werden. An der Galleria muss ich 15 Minuten warten. 
Etliche Motorräder sammeln sich. Vier Jungspunde mit Knieschleifern ziehen in die erste Reihe. Countdownfeeling. Beschwingtes heizen folgt. Mit der Street ginge mehr, die GS ist mir im Grenzbereich noch nicht vertraut. Aber erstaunlich, was mit ihr geht. Als einer der Burschen in einer Kurve völlig verkrampft das Vorderrad überbremst und fast auf der Nase liegt lasse ich es besser gut sein… 


Spannend auch die Polizeikontrolle noch vor dem Pass. Raus winken, strenge Gesichter, Helm ab, Papiere sehen. Aber zum Glück bleibt es dabei. 

Die Durchfahrt in Monaco ist irre. So viele Häuser an dieser Steilküste!




Im Hafen von Nizza komme ich dann zur Ruhe. Ich bin rechtzeitig genug dort um das Anlegen der Fähre mitzuerleben. Immer wieder unglaublich, wie imposant diese großen Fähren sind. Ein schwimmendes Hochhaus.


Auch wenn die letzte Fährfahrt mit dem Motorrad lange her ist fällt mir das ganze Procedere des Einparkens im Schiff leicht.

Die GS ist gut zu händeln, Misstrauen vor dem Boden hab ich nicht. Das Gepäck, was ich benötige hab ich im Rucksack. Alles andere bleibt am Motorrad. Für die Rückfahrt werd ich auch noch gelernt haben, dass man den Helm auf einem Schiff auch nicht braucht und ihn gleich am Motorrad lassen. 







Irgendwann sitze ich an Deck, meine Sachen im Pullmannbereich, ein letzter Blick auf Nizza. Meine Idee für morgen: wenig fahren, im Umfeld von L'Île-Rousse einen Zeltplatz suchen und ankommen. 

Mittwoch, 5. Februar 2014

Korsika Tag 1


Thomas fährt los

Gänzlich unspektakulär gestalte ich heute meinen Arbeitstag. Ob das so eine gute Idee war? Tagüber noch arbeiten und pünktlich um 19:00 zum einchecken am Reisezug in Neu-Isenburg? Meine Sorge, nur unter Zeitdruck aus der Firma zu kommen ist absolut unbegründet. Gute Vorbereitung zahlt sich halt aus…

Die GS steht gepackt in der Garage, die Bekleidung ist raus gelegt, der Rucksack mit allem nötigen für die Fahrt im Reisezug gepackt. 

Ein Fazit vorweg: Die Fahrt mit vollem Rucksack und einem Packsack auf der Sitzbank ist Mist. Das muss auf dem Weg nach Nizza anders werden. 
Trotzdem komme ich innerlich total entspannt und voller Vorfreude in Neu-Isenburg an. 


Ein bisschen abgewrackt find ich den Verladebahnhof schon. Egal, Hauptsache, ich bekomme meinen Platz im Abteil und die GS ihren auf dem Anhänger. Mal schauen, wen ich in „286, Platz 73“ noch antreffe. 

Der Anteil an „Bikern“ ist recht hoch der Rest ganz normale Gestalten. 


Meine GS ganz vorne in der Reihe. Ich freu mich…


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Thomas geht zelten




So, hier ist es also. Mein Reisetagebuch. Zunächst mal für Korsika. Angefixt durch einen Bericht in Abenteuer Wege kreise ich seit Wochen um diese Insel. Mit dem Motorrad und Wanderschuhen. 

Aber erst mal muss die Ausrüstung ergänzt werden. Koffer an mein Motorrad? Nie und nimmer. Zumindest bis jetzt. Die GS ist dafür genau das richtige Motorrad und da ich vorhabe, ein Zelt mitzunehmen (ja, auch das ist neu aber dazu später) kann ich Koffer gut gebrauchen.

Ein paar gebrauchte Hepco und Becker Junior - ein schmaler linker und ein breiter rechter – finden sich im Netz. Schnell den passenden Träger bestellt. Der kommt als großes Puzzle im Karton. Die Montage ist dank guter Erläuterung schnell erledigt. Fertig. Macht sich richtig gut.

Als GS Fahrer brauche ich jetzt auch unbedingt ein paar Handschützer. Gefühlt bin ich damit schon reif fürs Globetrotter-Treffen. Ob es damit an den Händen trockener und wärmer bleibt? Wird sich zeigen. Therm-A-Rest Matte, Kochtopf, ein alter Gaskartuschenbrenner findet sich noch im Keller.

Ja, und jetzt die Sache mit dem Zelt. Marktanalyse, Test lesen, Empfehlungen einholen. Ein Vaude Mark 2 soll es sein.

Da ist der Thomas ja fix dabei. Nicht lange zögern sondern flink bestellen.

Zwei Wochen stand es im Keller. Inklusiv „Groundsheet“. So heißt das im Fachjargon und hört sich wichtiger an als Unterlage. Wirklich tolles Zelt. Wär bestimmt gut gewesen aber zum Glück hab ich noch mal ins Regal geschaut. Die Rolle dort oben entpuppt sich als „Robens Bergen“. Ein Kuppelzelt. Zwei Eingänge. Wann hab ich das gekauft? Und vor allem: Wo schon mal genutzt?
Zum Glück gibt es Fotoalben. Da finde ich ein Bild vom Aufbau im Garten. Muss 2000/ 2001 gewesen sein.


An ein Renntraining in Most und ein Mountainbike-Wochende in den Vogesen bei dem ich dieses Zelt genutzt habe  kann ich mich auch erinnern.


Das Vaude packt der Thomas ganz schnell wieder ein und nutzt den hervorragenden Rücksendesservice des Versenders. Das Kapitel „Zeltkauf“ ist damit erst mal abgeschlossen.


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